Pflege betrifft uns alle – Ein Gastbeitrag von Steffi

Inhaltsverzeichnis

Elternsein & Inklusion. Heute gibt es eine Sonder-Edition der Reihe. Denn es geht nicht nur um Eltern, sondern um alle Menschen, die pflegebedürftige Menschen zu Hause pflegen. Mit Pics of care (schaut doch mal bei Instagram vorbei) haben Steffi und Peggy eine so wertvolle und wichtige Plattform geschaffen, die Einblicke und Informationen liefert!

Und aus aktuellem Anlass: Bitte unterschreibt die Petition! Es kostet euch nur eine Unterschrift, für die Betroffenen ist es aber lebensverändernd! (Link findet ihr weiter unten im Text)

Vielen Dank an Steffi, Peggy und alle in der häuslichen Pflege – eure Arbeit ist unbezahlbar!

Häusliche Pflege in Deutschland

Häusliche Pflege ist DER Pflegemotor in Deutschland. Aktuell werden 80% aller pflegebedürftigen Menschen zu Hause von ihren Angehörigen gepflegt. Egal, ob das Kinder, PartnerInnen oder Eltern sind. Fakt ist, dass unsere Gesellschaft immer älter wird, damit werden perspektivisch auch immer mehr Menschen auf Pflege angewiesen sein. Im Dezember 1999 waren es noch 2,02 Millionen Menschen. Mittlerweile ist diese Zahl auf 2,34 Millionen (Dezember 2009) gestiegen und im Dezember 2019 waren es bereits 4,13 Millionen Personen. Mit weiterhin steigender Tendenz.

Auch wir Steffi (www.workandfamily.de) und Peggy (www.alzheimerundwir.com) pflegen Familienangehörige. Peggys Mutter ist an Demenz erkrankt und Steffis Kind hat eine geistige und körperliche Beeinträchtigung. Aufgrund unserer persönlichen Situation haben wir im Februar 2021 den Instagram-Account @picsofcare ins Leben gerufen. 

Um ALLEN pflegenden Angehörigen zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen, sowohl pflegenden Eltern, aber auch Kindern oder Partner/innen ist “pics of care” entstanden. 

Wir möchten sichtbar machen, was Pflegende leisten. So hat der Pflege-Report 2020 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) gezeigt, dass es gerade in der häuslichen Pflege erhebliche Belastungen gibt. Nach eigenen Angaben kann jede(r) 4. Pflegesituation „nur noch unter Schwierigkeiten“ oder „eigentlich gar nicht mehr“ bewältigen. Pflegende Angehörige, haben vornehmlich den Wunsch nach mehr Unterstützung geäußert, um die zeitlichen und und emotionalen Belastungen besser bewältigen zu können. Gerade die Verhinderungspflege stellt einen wichtigen Baustein dafür da. 

Einschränkung der Verhinderungspflege

Doch gemäß eines Eckpunktepapiers des Bundesgesundheitsministeriums zu Pflegereform 2022 (Link: https://www.barmer.de/blob/275796/214a0bbbd4d9f04624b215a7559da9d9/data/eckpunkte-pflegereform-2021.pdf) soll genau diese eingeschränkt werden.

In dem genannten Eckpunktepapier wird vorgeschlagen u.a. die Leistungen für die stundenweise Verhinderungspflege als auch die Tagespflege massiv einzuschränken. Das wiederum bedeutet einen großen Einschnitt im Alltag pflegender Angehöriger, die auf die stundenweise Verhinderungspflege angewiesen sind, um zumindest hin und wieder Entlastung im Alltag zu haben. 

Was ist Verhinderungspflege genau? Hat die pflegende Person keine Zeit, ist krank oder braucht ein Auszeit übernimmt die stundenweise Pflege ein Pflegedienst, ein Ehrenamtlicher, Angehöriger, Nachbar…. Über die Verhinderungspflege können diese Personen bezahlt werden. Auf diesem Weg kann die Pflege weiterhin zu Hause stattfinden. Ganz gemäß des Leitsatzes der deutschen Gesundheitspolitik: ambulant vor stationär. 

Allerdings ist nun angedacht, dass ein Teil der Verhinderungspflege einer längeren Verhinderung der Pflegeperson vorbehalten bleibt. Konkret bedeutet dass, das für die stundenweise Inanspruchnahme der Verhinderungspflege  ab dem 1. Juli 2022 nur noch maximal 40 Prozent des Jahresbetrags zur Verfügung stehen sollen. Was einem Budget von 1.320 Euro statt wie bisher 2.418 Euro entspricht. 

Dabei ist gerade die Möglichkeit, Verhinderungspflege stundenweise in Anspruch zu nehmen, für pflegende Angehörige im Alltag besonders entlastend und wichtig. Somit können kurze Auszeiten von der Pflege und Betreuung möglich gemacht werden. Die einzige Alternative dazu ist, dass die zu pflegende Person in eine Kurzzeitpflege-Einrichtung kommt – doch da ist das aktuelle Angebot viel geringer als der eigentliche Bedarf. 

Die Zahl der fehlenden Plätze in Deutschland ließe sich zwar nicht beziffern, aber der Bedarf sei „riesig“, begründete Lothar Riebsamen von der CDU. Klar sei, dass es kein einziges Bundesland gebe, in dem es eine flächendeckende, ausreichende Versorgung gibt.

Aus diesem Grund muss die 100-prozentige stundenweise Nutzung der Verhinderungspflege weiterhin möglich sein. Denn häusliche Pflege verdient mehr Sichtbarkeit, Wertschätzung und vor allem Entlastung.

Pics of care als Einblick

Auf @picsofcare geben wir Einblicke in den Alltag pflegende Angehöriger. In den Portraits berichten Eltern, Kinder und PartnerInnen von ihrer Situation und den täglichen Herausforderungen. Zudem können sie äußern, was sie sich von einer Pflegereform wünschen. Mit @picofcare möchten wir ein Bewusstsein dafür schaffen, dass nicht genau an den Stellschrauben gespart werden darf, die für Betroffene in diesen Lebenslagen eine wichtige Unterstützung und Entlastung im Alltag ist.

Ergänzend dazu liefern wir Informationen zu Pflegeleistungen und unterstützen die Petition „Keine Einschränkung der Flexibilität von Verhinderungspflege“ von Kerstin Wasmuth, die eine Überarbeitung des Eckpunktepapiers bewirken will. Die Online-Petition ist bis zum 30. April offen und wir freuen uns über jeden, der diese Petition unterstützt:  (https://www.openpetition.de/petition/online/keine-einschraenkung-der-flexibilitaet-von-verhinderungspflege-durch-die-pflegereform-2021).

Pflege geht uns alle an. Es kann jede*n treffen, jederzeit. Deshalb möchten wir auf dieses Thema aufmerksam machen und euch ermuntern, es weiterzutragen. Wir freuen uns über MitstreiterInnen um noch mehr Aufmerksamkeit zu erzielen.

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