Welche Unterstützungsmöglichkeiten für Eltern mit behindertem Kind gibt es?
Welche Unterstützungsmöglichkeiten für Eltern mit behindertem Kind gibt es? Insbesondere in der Zeit nach der Diagnose fühlen die meisten Eltern sich alleingelassen und sind überfordert. Nicht nur die emotionale Belastung ist groß, sondern auch die Frage danach, was jetzt alles beantragt werden sollte, was die Diagnose und Behinderung für den Alltag bedeutet, uvm. schwirrt Eltern durch den Kopf.
Keiner kann euch zwar die Last und Sorgen, die ihr vor allem in der Anfangszeit empfindet abnehmen, aber es gibt wirklich viele Menschen und Anlaufstellen, die euch ENTlasten und dabei zur Seite stehen können und möchten. Natürlich kann es Überwindung kosten Unterstützung anzunehmen und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es oft mit einem schlechten Gewissen verbunden ist. Ihr findet zu dem Thema übrigens einen ausführlichen Instagram Post auf meinem Account, schaut doch mal vorbei! https://www.instagram.com/p/CHGR3DrFtW-/
Außerdem habe ich zum Thema “Loslassen” einen kurzen Blogbeitrag verfasst, den du hier findest:
Die folgenden Unterstützungsmöglichkeiten sind insbesondere in der Anfangszeit besonders wertvoll, aber natürlich können sie euch ein Leben lang begleiten und somit in sämtlichen Lebensabschnitten unterstützen! Im Laufe der nächsten Wochen folgt außerdem eine Liste mit zahlreichen Therapiemöglichkeiten, die ich aus eigener Erfahrung und fachlicher Einschätzung aus vollster Überzeugung weiterempfehlen kann!
Krankenkasse, Pflegekasse, Sozialamt & finanzielle Ansprüche:
- Pflegeleistung (=Pflegegrad)
- Entlastungspflege (Tages- Nachtpflege, Kurzzeitpflege, Verhinderungspflege, Pflegedienste, Haushaltshilfe)
- Ersatzpflege
- Nachbarschaftshilfe
- Persönliches Budget
- Blindenbeihilfe
- Schwerbehindertenausweis
- Parkausweis (Parkplatz, blaue EU-Parkausweis)
- Pausch- bzw. Freibeträge (Pauschbetrag, außergewöhnliche Belastungen, Aufwendungen für eine Haushaltshilfe)
- FED/FUD (= Familienentlastende Dienste)
Beratungsstellen als Unterstützungsmöglichkeit für Eltern mit behindertem Kind:
Anbei findet ihr eine Liste, mit zahlreichen Beratungsstellen, Internetadressen und Vereinen, die euch unterstützen können! Die Liste ist wahrscheinlich durchaus erweiterbar. Ich habe mich aber dafür entschieden, hier nur solche zu empfehlen, mit denen ich bereits selbst oder die Familien, mit denen ich arbeite Erfahrungen gemacht haben und die ich demzufolge aus vollster Überzeugung empfehlen kann!
Bei Wünschen & Fragen zu konkreten Beratungsstellen in Köln, bitte eine Mail schreiben! (z. B. Süße Zitronen e.V., fbzuk Köln, uvm.)
- familienratgeber.de ein Projekt von AktionMensch
- Lebenshilfe e.V.
- Netzwerk Cerebralparese e.V.
- Schreiambulanzen
- Frühförderzentren
- Mittendrin e.V.
- Autismus Deutschland e.V.
- Sozialhummel e.V.
- Angelman e.V.
- Rett Deutschland e.V.
- Down-Syndrom Netzwerk Deutschland e.V.
- bagiri.com
- Caritas (katholisch geprägt)
- AWO
- Ansichtssache e.V.
- www.elisadiazperez.com
Interview mit Ansichtssache e.V.
Damit ihr ein besseres Bild davon erhaltet, was die oben genannten Vereine beispielhaft für tolle Arbeit leisten & wer überhaupt dahinter steckt, haben die Gründer/-innen Laura, Sarah und Daniel von Ansichtssache e.V. mir ein paar Fragen beantwortet! Ich habe diesen Verein bewusst ausgewählt, da ein wahres Herzensprojekt dahinter steckt, das einfach ganz viel Aufmerksamkeit verdient! Viel Spaß beim Lesen! Wenn ihr weitere Informationen haben möchtet, schaut auf ihrer Webseite vorbei https://www.ansichtssache-verein.com/unsere-aufklaerungsarbeit
Wer seid ihr?
Laura: Wir sind Ansichtssache e.V. ein Verein der Menschen mit Behinderung & deren Familien bezüglich Therapiemöglichkeiten & Förderungsangebote berät. Wir unterstützen insbesondere auch in der Anfangszeit, in dem wir für sie da sind, Fragen beantworten und sie ihre Sorgen mit uns teilen können. Zudem unterstützen wir sie finanziell und klären die Gesellschaft zum Thema Inklusion auf. Wir wünschen uns eine Welt in der die Werte Solidarität und Nächstenliebe an erster Stelle stehen: In der jeder so akzeptiert, geliebt und gefeiert wird wie er ist! Gegründet haben den Verein Sarah, Daniel und ich (Laura, Sarahs Schwester). Gemeinsam mit unseren liebsten Herzensmenschen, die uns alle dabei unterstützen möchten in unserer Welt etwas zu verändern.
Was für eine Rolle spielt das Thema „Behinderung“ in eurem Alltag?
Laura: Sarah & Daniel sind die Eltern von Emma (7), Ida (5) und Toni (2). Hätte ihre zweitgeborene Tochter Ida sie nach ihrer Geburt nicht mit einem Extra-Chromosom & dem Down Syndrom überrascht, würde es diesen Verein vermutlich nicht geben!
Durch Ida dürfen wir alle, die regelmäßig mit ihr Zeit verbringen von Anfang an und immer wieder aufs neue feststellen, dass uns viel mehr verbindet als unterscheidet. Ida kann viel mehr, als ihr so manch einer zugetraut hätte! Viele Vorurteile, die Menschen und auch Ärzte oder Therapeuten mit dem Down Syndrom verbinden erfüllt sie einfach nicht. Sie war für uns alle die Chance damit zu beginnen jedem Menschen wertfrei und ohne Vorurteile auf Augenhöhe zu begegnen. Durch sie haben wir erfahren wie wertvoll jeder Mensch ist, egal mit welcher Diagnose. Wir sind alle so glücklich und dankbar, dass wir dieses Leben gemeinsam mit Ida verbringen dürfen und hätten sie uns nicht anders wünschen können.
Was könnt/möchtet ihr rückblickend insbesondere aus der Anfangszeit anderen Eltern mit auf den Weg geben?
Sarah: Wir möchten anderen Eltern gerne deutlich machen, dass es vollkommen okay ist, wenn man am Anfang Angst hat und verunsichert, überfordert oder traurig ist. Diese Gefühle sind völlig normal und gehören zu dem Prozess dazu. Man braucht deshalb auch kein schlechtes Gewissen zu haben und versuchen diese Gefühle zu unterdrücken. Wir möchten Eltern einladen diese Gefühle wahr- und anzunehmen um am Ende zu verstehen, dass es das Leben nicht böse mit einem meint. Sondern ganz im Gegenteil einem eine unglaublich wertvolle Chance geschenkt wird, über das Leben neu nachzudenken und viele positive Dinge zu lernen. Zu akzeptieren, dass man nicht alles planen kann, sondern im Hier & Jetzt lebt und genießt was man hat. Aber auch, dass man nicht weiterhin am eigenen Perfektionismus festhält, der einem viel mehr Frust als Freude schenkt, sondern das Leben einfach so annimmt und voller Zufriedenheit lebt wie es kommt.
Alle werdende Eltern stellen sich im Kopf immer und immer wieder ihr Kind und das gemeinsame Leben als Familie vor. Wenn man dann mit einer Diagnose überrascht wird muss man sich erst einmal von dem Kind wie man es sich vorgestellt hat verabschieden, um das Kind wie es auf die Welt kam als Geschenk zu erkennen. Wir haben außerdem als für uns besonders wertvoll empfunden, dass wir die anfängliche Angst schnell in Vertrauen in unser Kind transformieren konnten. Wir glauben ganz fest, dass Ida alles schaffen kann und werden von ihr durch das was sie kann in diesem Glauben täglich bekräftigt und möchten genau das an andere Eltern weitergeben!
Was würdet ihr euch in Bezug auf Inklusion für die Zukunft wünschen?
Laura: Grundsätzlich wünschen wir uns, dass der Fokus generell auf die Stärken anstatt auf die Schwächen gelegt wird und ebenso mehr auf die Gemeinsamkeiten als die Unterschiede geachtet wird. Das kann dann zum Beispiel bedeuten, dass es selbstverständlich ist das ALLE Kinder gemeinsam in die Schule und in den Kindergarten gehen und sie nicht von vorne herein separiert werden. Oder dass jedem Überall der Zugang und damit die Teilnahme ermöglicht wird, sei es durch Barrierefreiheit oder ähnliches. Dass einfach jeder Mensch begreift, dass alle dazu gehören, jeder in seiner Einzigartigkeit geschätzt wird und wieviel schöner die Welt durch ihre Vielfalt ist.
Was ist euer „Warum“ ?
Sarah: Uns alle bei Ansichtssache e.V. verbindet ein Wunsch, der Wunsch nach einer besseren Welt: Eine Welt in der jeder Mensch so sein darf wie er ist, in der jeder Mensch ganz natürlich dazu gehört und jeder Mensch denselben Wert hat – ganz gleich wie groß oder klein er ist, welche Sprache er spricht, welches Geschlecht er liebt oder ob er eine Behinderung hat. Eine Welt in der jeder Mensch akzeptiert, geliebt und gefeiert wird. Eine in der „Wir“ nicht nur die scheinbar priviligierte Mehrheit ist, die der Norm entspricht, sondern ALLE. Eine Welt in der wir uns bewusst sind wieviel schöner sie durch ihre Vielfalt ist… in der wir offen und wertungsfrei, ohne Vorurteile aufeinander zu gehen und uns die Hand reichen um gemeinsam verschieden zu sein. Eine Welt in der wir jedem das Gefühl geben nicht allein zu sein.
Was macht euch aus?
Sarah: Zum einen macht uns als Verein aus, dass wir bei unserer Arbeit über den Tellerrand hinaus schauen und nicht nur den Mensch mit Behinderung beraten und unterstützen, sondern auch für dessen ganze Familie, also Eltern, Geschwister usw. da sind. Das gilt auch für die Beratung bezüglich Therapieangebote und Möglichkeiten der Förderung. Wir schauen hier ganzheitlich und haben ein unglaublich großartiges und sehr breitaufgestelltes Netzwerk an Therapeuten an der Hand, das beispielsweise nicht nur medizinisch sondern auch psychotherapeutisch unterstützt. Und zum anderen haben Sarah und Daniel natürlich als Eltern von einer Tochter mit Down Syndrom viele persönliche Erfahrungswerte und angeeignetes Wissen von denen die Familien, die uns kontaktieren profitieren können. Außerdem können sich die beiden natürlich auch emotional besonders in die Familien hineinversetzen, weil sie das selbst durchleben durften.
Wie unterstützt ihr die Familien?
Daniel: Wir möchten eine Anlaufstelle für betroffene Familien sein, die auf der Suche nach Unterstützung & Beratung sind und wir möchten diesen Familien vorallendingen Angst nehmen und Freude, Liebe & Mut schenken, indem wir für sie da sind. Und zwar so mit folgenden 5 Möglichkeiten:
- Diagnosenbewältigung: Wir unterstützen während der Schwangerschaft oder nach der Geburt und stehen einfach mit Rat & Tat zur Seite, wenn man nicht weiß was jetzt zu tun ist
- Beratung betroffener Familien: Wir informieren umfassend über ganzheitliche & langfristig effektive Therapieangebote und Möglichkeiten gesamtheitlicher Förderung, so dass Menschen mit Behinderung ihr Potenzial frei & vollkommen entfalten können
- Finanzielle Unterstützung: Wir kommen für Kosten für Therapie und Hilfsmittel auf, die Krankenkasse nicht übernehmen – weil wir zu 100% davon überzeugt sind, dass die optimale Unterstützung den Unterschied machen kann
- Einen Wunsch erfüllen: Menschen eine Freude bereiten, tun wir am liebsten, deshalb erfüllen wir betroffenen Herzensmenschen einen Wunsch um ihnen unsere Dankbarkeit & Wertschätzung zu zeigen
- Aufklärungsarbeit: Und nicht zu letzt ist die Aufklärung ein großer und wichtiger Teil unserer Arbeit. Viele betroffene Menschen behindert oftmals nicht ihre Behinderung selbst, sondern vielmehr sind es die anderen Menschen. Eine Behinderung sollte nicht als persönliches Schicksal oder medizinisches Problem angesehen werden, sondern als eine gesellschaftliche Aufgabe aller. Wir haben uns dieser Aufgabe angenommen und geben unser Bestes möglichst viele Menschen zu erreichen um gemeinsam die so notwendige und längst überfällige Veränderung zu bewirken!
Wie kann man euch unterstützen?
Daniel: Wir sind überzeugt davon, dass jeder von uns seinen Beitrag leisten muss um in unserer Gesellschaft langfristig etwas zu verändern. Gemeinschaftlich für gesellschaftliche Veränderung einstehen, das glauben wir ist der richtige Weg. Da es aber nicht jedem Menschen finanziell möglich ist jährlich eine größere Menge Geld zu spenden oder sich zeitlich aktiv bei unserer Arbeit zu beteiligen, haben wir 4 Möglichkeiten wie man uns unterstützen kann:
- Werde Mitglied im Ansichtssache e.V.. Unterstütze uns langfristig bei unserer Förderungsarbeit für Menschen mit Behinderung & betroffene Familien und unsere Aufklärungsarbeit; auf unserer Website kann man den Antrag ganz einfach downloaden
- Unterstütze uns durch eine einmalige Spende. Mit dieser beraten wir Menschen und helfen, ihre Behandlungen bezahlen und ihnen einen Wunsch erfüllen können; da unser Verein gemeinnützig ist, können wir auch Spendenquittungen ausfüllen
- Spread the news! Hilf uns so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Connecte mit uns auf unseren Social Media Kanälen Facebook & Instagram, teile unsere Beiträge und erzähle deinen Freunden von uns und unserer Arbeit; man findet uns unter ansichtssacheverein
- Kaufe bald in unserem Online Shop ein. Hier findest du in Kürze von uns designte und nachhaltig & fair hergestellte T-Shirts, Hoodies, Sweatshirts und Taschen mit Messages entsprechend unserer Werte & unserer Mission und einzigartige Schmuckstücke & Homeaccessoires, die in enger Zusammenarbeit mit befreundeten Brands entstanden sind; von jedem verkauften Produkt geht ein Teil des Verkaufspreises direkt als Spende in den Verein
Vielen Dank!
Ich bedanke mich bei Laura, Sarah und Daniel für das tolle Interview und hoffe ihr könnt daraus und aus den oben genannten Unterstützungsmöglichkeiten etwas für euch und euren Alltag mitnehmen!